95% der Moore in Deutschland sind ausgetrocknet

Moore sind Ökosysteme, die vor allem eine wichtige Rolle in der Wasser- und Kohlenstoffspeicherung einer Region spielen. Vor allem für land- und forstwirtschaftliche Nutzung wurden Moorflächen jedoch entwässert und trockengelegt, wodurch sie ihre schützende wasserspeichernde Wirkung verlieren und zu Treibhausgasquellen werden. Entwässerte Moore emittieren jährlich 3000 Millionen Tonnen Co2 und tragen somit erheblich zur Erderhitzung bei. Die Renaturierung und Wiedervernässung von Mooren ist daher ein wichtiger Teil in der Bekämpfung der Klimakrise.

Was sind Moore

Moore sind Landschaften, die durch dauerhaften Wasserstand gekennzeichnet sind. Man unterscheidet Hoch- und Niedermoore. In Hochmooren ist die Niederschlagmenge höher als der Wasserverlust durch Verdunstung, dies führt zu der Wasseransammlung im Gebiet. Die Vegetation wird vor allem durch Torfmoose gebildet. Durch den wassergegebenen Mangel an Sauerstoff kommt es zu einer höheren Pflanzenstoffproduktion als abgebaut werden kann und es entsteht eine wachsende Torfschicht. Niedermoore sind Senken, in denen sich nährstoffreiches Wasser, zum Beispiel Grundwasser, sammelt. Durch das hohe Nährstoffvorkommen bilden Niedermoore einen besonders artenreichen Lebensraum mit vielfältiger Vegetation und Tierbestand.

Ökologische Relevanz von Mooren

Moore weisen verschiedene wichtige ökologische Funktionen auf. Neben der Bildung eines einzigartigen Ökosystems mit hoher Biodiversität, agieren Moore vor allem als Wasser- und Kohlenstoffspeicher. Wie bei einem Schwamm können Moore zu regenreichen Zeiten Wasser speichern und das Wasser dann graduell an die Umgebung weitergeben. Durch diese Wasserregulierung von Mooren können Überschwemmungen und Flutkatastrophen verhindert werden. Die Aufnahme von Wasser führt außerdem dazu, dass Nähr- und Schadstoffe aus dem Wasser gefiltert werden und somit die Wasserqualität gesichert wird. Das gefilterte Wasser aus den Mooren wird an die umliegenden Grundwasserschichten, Seen, Bäche und Flüsse abgegeben.

Neben der Wasserspeicherung ist vor allem die Fähigkeit in großen Mengen Kohlenstoff zu speichern eine wichtige Eigenschaft von Mooren. Durch den Wasserstand und den damit einhergehenden Sauerstoffmangel laufen Abbauprozesse von organischem Material nur sehr langsam ab. Das teilweise zersetzte Material lagert sich ab und bildet kohlenstoffhaltigen Torf. Moore speichern zwischen 150 und 250 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr ein. Und obwohl Moore nur 3% der weltweiten Landfläche ausmachen, speichern sie doppelt so viel CO2 wie Wälder, die mit 30% einen weit größeren Anteil der Landfläche bilden.  

In Deutschland sind etwa 3,8% (~1,3 ha) der Landfläche Moore. Jedoch sind mehr als 95% der Fläche für weitere Nutzung entwässert worden. Von der ehemaligen Moorfläche werden nun 72% für Landwirtschaft genutzt, 14% für die Forstwirtschaft, 7% sind mit Infrastruktur bebaut und je 1,5% der Fläche werden für den Torfabbau und andere Nutzungen verwendet. Nur 4% der Moorflächen in Deutschland sind Naturschutzgebiete.

Entwässerung

Bei der Entwässerung von Mooren werden diese zum Beispiel durch Entwässerungsgräben trockengelegt, um die Fläche anderweitig nutzen zu können. Die Entwässerung hat jedoch verschiedene negative Auswirkungen. Zum einen verliert der Boden an Struktur und wird sandig (Feinhumus). Außerdem ist das getrocknete Torf in einem Moor stark brennbar und kann auch unterirdisch große und kaum löschbare Feuer auslösen. Zudem verliert der Moorboden durch die Entwässerung an Volumen. Bis zu 3cm pro Jahr kann der Boden eines entwässerten Moores einsacken. Dies hat zur Folge, dass der konstante Entwässerungsaufwand und die damit verbundenen Kosten weiter steigen. Die schlimmste Folge der Moorentwässerung ist jedoch, dass bei einem sinkenden Wasserstand der Torf mineralisiert und gibt dabei große Mengen an CO2 und Lachgas abgibt, wobei Lachgas eine ca. 300x klimaschädlichere Wirkung hat als CO2. Die einstige Kohlenstoffsenke Moor wird nun zur Treibhausgasquelle und trägt somit zur Erderhitzung bei. Entwässerte, brennende und anderweitig genutzte Moorgebiete emittieren jährlich 3000 Millionen Tonnen CO2 das entspricht 10% des globalen Ausstoßes von fossilen Energieträgern. Obwohl von der weltweiten Moorfläche nur 0,4% entwässert sind, ist die CO2-Belastung in der Atmosphäre um 5% gestiegen. Auch allein in Deutschland werden 5,4% der bundesweiten Emissionen durch entwässerte Moore verursacht. Die Renaturierung von Moorflächen ist daher ein wichtiger und unumgänglicher Aspekt in der Bekämpfung der Klimakrise.  

Renaturierung von Mooren

Durch die Renaturierung von Mooren können diese von Treibhausgasquellen wieder zu Kohlenstoffsenken werden. Damit diese Funktion jedoch erfüllt werden kann müssen verschiedene Schritte befolgt werden und der Prozess nimmt Zeit in Anspruch. Als erster Schritt zur Renaturierung eines Moores muss das Wasserlevel wiederhergestellt werden. Dazu müssen Dämme und Pumpen entfernt und die Entwässerungsgräben angestaut werden. Bei Torfabbauflächen und Hochmooren wird zudem der Resttorf planiert und Regenrückhaltebecken werden gebaut damit sich das Wasser ansammeln kann. Sobald das Wasserlevel vorhanden ist, muss die invasive Vegetation entfernt werden. Bäume und andere Pflanzen, die nicht in das Moor gehören verbrauchen ansonsten zu viel Wasser und erhöhen die Verdunstung der Fläche. Um das Wasserlevel hochzuhalten, muss diese Vegetation daher entfernt werden und im nächsten Schritt die ursprüngliche Moorvegetation neu eingeführt werden. Zur typischen Moorvegetation gehören zum Beispiel Torfmoose. Abschließend kann eine extensive Paludikultur auf der renaturierten Fläche eingeführt werden. Die Paludikultur bezeichnet die Flächennutzung auf nassem Boden durch zum Beispiel wasserverträgliche Viehwirtschaft, leichtere landwirtschaftliche Maschinen und auf nassem Boden wachsende Nutzpflanzen.  

Die Kosten für die Wiedervernässung von Mooren ist stark standortabhängig. Eine deutsche Studie hat jedoch für die Wiedervernässung Kosten von 10 – 15€ pro Tonne CO2 bestimmt. Mit anschließender Landnutzung durch Paludikultur ist dieser Preis sogar noch geringer. Damit ist die Wiedervernässung von Mooren deutlich günstiger als andere landnutzungsbasierte Maßnahmen zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen, wie zum Beispiel die Produktion von Niederwald mit Kurzumtrieb und die Produktion von Rohstoffen für die Biomethanproduktion.

Ziele der Bundesregierung/ EU  

Moorböden in Deutschland tragen erheblich zu Treibhausgasemissionen bei. Bundesweit werden etwa 44 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente aus entwässerten, deutschen Moorböden freigesetzt. In Mecklenburg-Vorpommern sind Moorböden für über 36% der Emissionen des Bundeslandes verantwortlich!

Die nationale Moorschutzstrategie der Bundesregierung strebt an, dass bis zum Jahr 2030 die ausgestoßenen CO2-Emissionen aus Moorböden um fünf Millionen CO2-Äquivalente sinken. Dies soll vor allem durch verschiedene Förderprogramme umgesetzt werden. Es gibt bereits verschiedene Projekte und Fonds auf Bundes- und Landesebene und auch auf europäischer Ebene, welche Moorschutzprojekte finanzieren und fördern.  

Quellen

https://www.bfn.de/themen/biotop-und-landschaftsschutz/moorschutz/oekosystemleistungen.html

https://www.planet-wissen.de/natur/landschaften/lebensraum_moor/index.html

file:///C:/Users/alici/Downloads/assessment_peatland.pdf

https://www.moorwissen.de/de/moore/tools/moore_deutschland.php

https://www.klima.tu-berlin.de/dokuwiki-vp14_15/doku.php?id=moore_als_kohlenstoffsenke

https://www.gabot.de/mehr/dossiers/torf-und-moor/torf-und-co2-die-klimadiskussion.html

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/adsu.202000146  

https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Naturschutz/nationale_moorschutz_strategie_bf.pdf  

https://www.warum-torf.info/torf-und-klima/klimarelevanz-emissionsfaktoren

https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/moore/moore-und-klimawandel/13340.html  

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