Ein Dilemma, was konkret für unsere Arbeit bedeutet: Wir können nicht darauf warten, dass die internationale Klimadiplomatie die wirksamen Gesetze erarbeitet. Wir können uns aber trotzdem auf die Institution UN verlassen. Denn die mächtigste Staatengemeinschaft der Erde gibt ihren Mitgliedsstaaten Empfehlungen. Zum Beispiel durch den Weltklimarat oder durch einzelne Organe der Vereinten Nationen. Und die Empfehlung ist so deutlich wie nie: "Don't choose extinction." - heißt es in einer offiziellen Kampagne der UN.
Die Vertretung von 193 Staaten der Erde muss im Jahr 2021 eine Kampagne machen, wo sie deutlich macht, dass "Aussterben eine schlechte Idee ist". Wir machen also Werbung dafür, den Planeten bewohnbar zu halten. Ich finde es absurd, dass wir dafür Werbung machen müssen. Denn seit Jahrzehnten gibt es alle Analysen des Weltklimarats, der die Schäden aufzeigt und auch klare Restbudgets benennt. Warum muss die UN also zu suchen kommunikativen Mitteln greifen?
Im September, rund um den 2. globalen Klimastreik der Zivilgesellschaft fand im Headquarter der UN in New York der Climate Action Summit statt. Ich war mit einem Kollegen vor Ort und wir konnten in alle Bereiche hinein schauen und mit hochrangigen Diplomaten und Diplomatinnen sprechen. Es war eine unglaubliche Frustration zu spüren.
Das sagte mir der Umweltminister vom Libanon, dessen Land schon jetzt von starken Folgen des Klimawandels betroffen ist. Die Mischung aus Hoffnung und Resignation ist aus meiner Sicht aber die Keimzelle für diese letzte Chance, aus der Klimabewegung den neuen Standard zu machen. Denn der Wandel zu einer emissionsfreien und klimagerechten Welt passiert außerhalb der Konferenzmauern. Aber die Klimadiplomatie ab 2019 schafft es, das Thema massentauglich zu machen. Es in die Vorstandszimmer zu bringen und in jede Stadt. Denn dort liegt die wahre Lösung der Klimakrise, was übrigens der ehemalige Generalsekretär der UN, Ban Ki Moon gesagt hat.