Von
Katharina Strohmeyer
December 23, 2022
Lesedauer:
5 Minuten
ansvar-Städte
Artikel
Die Stadt Verl ist eine Wirtschaftsmacht in Ostwestfalen – und will es auch bleiben. Deshalb hat Verl sich nun zum Ziel gesetzt, die Transformation noch vor Ende des Jahrzehnts zu vollenden. Wir stellen Ihnen hier einige Protagonisten vor, die die Zukunft ihrer Stadt in die eigene Hand nehmen:
Michael Esken möchte Verl zur Vorreiterstadt machen. Seine Vision: Verl soll die erste klimaneutrale Stadt Deutschlands werden – und zwar noch vor Ende des Jahrzehnts. „Aktuell sieht es ja eher nicht danach aus, dass mein Herzensverein auf absehbare Zeit wieder Deutscher Meister wird“, so Esken. „Umso größer ist mein Ehrgeiz, die mir anvertraute Stadt auf die Spitzenreiter-Position zu führen. Ich möchte, dass Verl ein Vorbild für andere Städte wird, damit wir die Transformation in Deutschland jetzt schnell vollziehen können.“
Besonders wichtig ist dem Bürgermeister, dass die Menschen und Unternehmen in Verl von der Transformation profitieren und sich möglichst viele am Umbau beteiligen. „Die Transformation muss fair gestaltet werden und kann soziale Gerechtigkeit fördern“, betont Esken. So müsse Energie für die Menschen bezahlbar bleiben, aber auch für die Wirtschaft werde durch die Umstellung auf erneuerbare Energien eine sichere Perspektive geschaffen. Der breite Rückhalt aus der Bevölkerung stimmt Esken zuversichtlich: „Ich bin sehr optimistisch, dass unsere Stadt im Jahr 2029 verkünden kann, klimaneutral zu sein.“
Mit voller Leidenschaft treibt Fabian Humpert den Wandel zur Klimaneutralität der Stadt Verl an: „Es macht mir große Freude, gemeinsam mit einer motivierten Stadtgesellschaft an der Transformation zu arbeiten und Ergebnisse zu sehen. Und natürlich sehe ich auch die Notwendigkeit, dass wir jetzt handeln, um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten.“
Der promovierte Naturwissenschaftler weiß aufgrund seiner fachlichen Expertise, welche Veränderungen in verschiedenen Sektoren nun erforderlich sind, welche Maßnahmen realistisch umsetzbar sind und was es dazu braucht: „Dem Klimaschutz wird in Verl die notwendige Relevanz zugeschrieben“, so Humpert. Durch seinen engen und regelmäßigen Kontakt zu Bürgermeister Michael Esken können Prozesse schnell angestoßen und Maßnahmen effizient umgesetzt werden. Humpert fügt hinzu: „Ich freue mich riesig, dass mein Team erweitert wird und ich so tatkräftige Unterstützung bekomme. Auf mittlere Sicht wollen wir aus meiner Stabsstelle die „Leitstelle #2029“ entwickeln.“ Für den Klimaschutzmanager ist klar: „Wir können die Transformation nur umsetzen, wenn wir jetzt die notwendigen Strukturen dafür schaffen.“
„Als ich vor einigen Jahren über den Klimawandel gesprochen habe, wurde ich noch oft schief angeguckt. Jetzt haben wir für Verl die Klimaneutralität 2029 einstimmig im Rat beschlossen“, so Berthold Pape stolz. Er ist Ratsmitglied der Stadt Verl und Landwirt: „Für die Landwirtschaft ist der Klimawandel bereits realer als für viele andere Menschen in Deutschland. Wir können uns seltener auf sichere Ernteerträge verlassen und die klimatischen und ökologischen Veränderungen sind bereits so dramatisch, dass sie unser Erfahrungswissen ins Wanken bringen: Jahrhundertealte Bauernregeln gelten plötzlich nicht mehr. Ich bin sehr froh, dass wir uns für die Transformation entschieden haben und als geschlossene Stadtgemeinschaft vorangehen.“
Der Ukrainekrieg habe vielen Menschen vor Augen geführt, dass alltägliche Dinge, die für sicher und selbstverständlich betrachtet wurden, gar nicht unbedingt sicher sind, so Pape. Auch die Energiekrise sei ein entscheidender Faktor gewesen, der die Notwendigkeit zur Umstellung auf erneuerbare Energien deutlich gemacht habe. Dadurch sei vielen Menschen klar geworden, welche Vielschichtigkeit Klimaschutz mit sich bringe: „Klimaschutz bedeutet, präventiv zu handeln und Gefahren rechtzeitig einzudämmen – vor allem bedeutet Klimaschutz aber Lebensqualität und Unabhängigkeit.“ Nach dem Erfolg des Ratsbeschlusses betont Pape, „dass es auch nun bei jedem weiteren Schritt darauf ankommt, am Ball zu bleiben und uns für die Veränderungen einzusetzen, die unverzichtbar sind.“