Von
Jonas Stolze
December 22, 2022
Lesedauer:
10 Minuten
ansvar-Städte
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Wir alle können in 10 Jahren mehr Geld im Portemonnaie haben und gleichzeitig dazu beitragen, unsere Lebensgrundlagen sichern. Das war das Fazit der großen Auftaktveranstaltung zu „Attendorn 2030: die Hansestadt der Zukunft“. Voraussetzung dafür ist, dass möglichst viele in der Stadt mit anpacken – und Bürger, Unternehmen, Vereine und die Stadtverwaltung gemeinsam an Lösungen arbeiten.
Man hätte eine Stecknadel fallen hören können in der vollbesetzten Mensa der Hanseschule, als Dr. Udo Engelhardt den 250 Gästen den aktuellen Stand der Wissenschaft erläuterte. Denn die Lage ist dramatisch: Nur wenn wir es schaffen, innerhalb einer Dekade unsere Produktions-, Wirtschafts- und Lebensweise so umzustellen, dass wir komplett ohne fossile Energien auskommen, lasse sich der Klimawandel auf ein gerade noch erträgliches Maß begrenzen. Der Klimafolgenforscher machte aber auch deutlich, dass wir noch eine (letzte) Chance haben, dieses Ziel zu erreichen – wenn wir zusammenhalten und zügig loslegen.
Einige positive Aha-Momente gab es dann im weiteren Verlauf des Abends. Zum Beispiel die Erkenntnis, dass sich die Transformation sogar wirtschaftlich rechnet. Der renommierte Energietechnik-Experte Prof. Dr. Volker Quaschning machte klar, wohin die Reise geht: „Wir müssen zügig die erneuerbaren Energien ausbauen, vor allem die Wind- und Solarkraft.“ Er rechnete vor, dass es sich lohnt, den Verkehr und die Wärmeversorgung zügig elektrifizieren. Länger abzuwarten mache schlicht keinen Sinn: „Das Rennen ist längst entschieden – zu Gunsten des E-Autos und der Wärmepumpe.“
Auch eine Lösung für die stark steigenden Stromrechnungen wurde präsentiert. Felix Rodenjohann von der Regionalberatung ansvar2030 wurde deutlich. „Aktuell geben die Menschen und Unternehmen in Attendorn jedes Jahr hunderte von Millionen Euro für fossile Energien, wie Gas und Öl, aus. Tendenz: sprunghaft steigend.“ Das Geld fließe zum allergrößten Teil ins Ausland ab. „Dabei könnten wir es durch die Erzeugung erneuerbarer Energie auch in der Stadt halten, so vor Ort die Wertschöpfung erhöhen, neue Arbeitsplätze schaffen und vor allem: selbst für sichere und bezahlbare Energie sorgen.“
Er warb dafür, alle in der Stadt an einen Tisch zu bringen, auch Gruppen, die sonst eher nicht gemeinsam nach Lösungen suchen. Je mehr Menschen bei einer Attendorner Energiegemeinschaft mitmachten, desto besser für alle. Der Vorteil an der „großen Lösung“ sei, dass sie für alle Beteiligten günstiger werde, als wenn jeder selbst sein Glück versuche: „Durch eine große Sammelbestellung werden wir nicht nur eher beliefert, wir kaufen auch günstiger ein. Die Investition amortisiert sich dann schon nach wenigen Jahren.“
Bürgermeister Christian Pospischil zeigte sich beeindruckt von der Resonanz und auch vom Durchhaltevermögen der 250 Teilnehmenden, die dreieinhalb Stunden konzentriert zuhörten – und sich interessiert und konstruktiv zu Wort meldeten. Zum Ende der Fragerunde richtete der Bürgermeister noch einen Wunsch ans Publikum: „Lassen Sie uns gemeinsam die Transformation angehen und reden Sie mit Ihren Nachbarn und Freunden darüber, welche Chance wir hier gerade haben. Wenn wir alle zusammenhalten – dann kann hier in Attendorn etwas richtig großes entstehen!“